In Merzhausen entwickelte sich aus einem tragischen Unglücksfall eine agile Hilfsorganisation, die oft Retter in der Not ist
Die Gründung der Dorfgemeinschaft Merzhausen geht auf ein tragisches Ereignis im Ort zurück. Im November 1990 ereignete sich in dem Usinger Stadtteil eine wahre Tragödie, bei der ein Mann seine Frau erschoss und sich nachher selbst tötete. Drei kleine Kinder blieben zurück.
„Das erschütterte den ganzen Ort“, kann sich Benno Ningel, Vorsitzender der Dorfgemeinschaft, noch gut erinnern. Kurz darauf trafen sich die Merzhäuser Vereine mit dem damaligen Pfarrer Dr. Peter Stenzel und Hartmut Müller vom Ortsbeirat, um nach Möglichkeiten zu suchen, wie sie den Kindern schnell und effektiv helfen können.
Zu den Weihnachtsfeiern sammelten alle Vereine Geld, auch der Usinger Gewerbeverein wurde eingeschaltet, und so kamen 19 400 Mark zusammen, von denen 13 000 direkt an die Familien gingen, die die Waisen aufgenommen hatten.
Ein Jahr später, genauer gesagt am 20. Juni 1991, gründeten Reinhold Henrich, Hartmut Müller, Reinhold Schlicht, Jürgen Brückel, Walter Moses, Gottfried Carle und Dr. Peter Stenzel den Verein Dorfgemeinschaft Merzhausen. Die beispielhafte Aktion in Hessen und Merzhausen sollte aber nicht die einzige sein.
„In zehn Notfällen konnte die Dorfgemeinschaft seit ihrem Bestehen Merzhäusern aus der Patsche helfen“, weiß der amtierende Vorsitzende Benno Ningel. Neben der unkomplizierten und stillen Hilfe für Menschen im Ort verstand sich die Dorfgemeinschaft auch als Dachverband für die 700-Jahr-Feier 1993 in Merzhausen.
Viel zu tun gab es in den Jahren zuvor. Und unter der Regie der Dorfgemeinschaft wurden bleibende Erinnerungen geschaffen, die dem Ort ein typisches Gesicht gegeben haben. Der damalige Vorsitzende Reinhold Henrich knüpfte Kontakte zu zwei anderen Orten mit dem Namen Merzhausen, und unter der Regie von Dr. Joachim Bierwirth wurde das Merzhäuser Buch geschrieben. Die Aufgaben der Dorfgemeinschaft waren und sind vielfältig. Sie reichen von der Anlage begrünter Flächen über Feste und Feiern bis hin zu Theateraufführungen und bunten Abenden sowie der Teilnahme an Hessentagen. „Mit den Erlösen haben wir immer die Vereine im Ort unterstützt“, unterstreicht Ningel. Auch einen großen Teil der Ausstattung des Bürgerhauses hat die Dorfgemeinschaft finanziert. Verschiedene Gruppen bildeten sich, das alte Backhaus wurde mit einem Zuschuss der Stadt saniert und ein eigenes Heimatmuseum eingerichtet. Dass die Dorfgemeinschaft alles andere als ein reiner Förderverein ist, beweisen auch die zahllosen Aktivitäten im Ort, bei denen die Mitglieder Tausende von Stunden aktiv waren. Unter anderem auch bei der Gestaltung des Pfingstborns oder bei der Anbringung einer Schalldämmung im Saal des Bürgerhauses.
In den 25 Jahren hat es gerade einmal zwei Vorgänger, nämlich Reinhold Henrich und Reinhold Schlicht, gegeben, „was für die Harmonie und Beständigkeit im Verein spricht“, ist Ningel überzeugt. 36 Mitglieder gab es im ersten Jahr, heute zählt der Verein 436. Geändert hat sich seit dieser Zeit wenig. Lediglich die Spenden für Merzhäuser Bürger laufen nun zweckgebunden über den Verein „Wir helfen“ Usinger Land.
25 000 Euro hat die Dorfgemeinschaft in den 25 Jahren Vereinen und Organisationen im Ort gespendet. Möglich machten es die vielen Feste und Veranstaltungen, „denn ohne die und den Zuspruch aus der Bevölkerung wäre das nicht gegangen“.